Die Linke und der Nahostkonflikt

UPDATE: Neuer Nahoststreit in der Rosa-Luxemburg-Stiftung

Die Einladung einiger antideutscher Hardliner (Thomas von der Osten-Sacken, Stefan Grigat) zur Ferienakademie der Rosa-Luxemburg-Stiftung (September 09) hat zu großen Auseinandersetzungen geführt, zum Teil sogar in der Zeitung junge Welt.
Ich wurde daraufhin eingeladen einen schlichtenden "Meta"vortrag über den Umgang der Linken mit dem Nahostkonflikt zu halten.

Die Kontroverse in Form von Links und eine Erklärung der Stiftung gibt es auf http://www.rosalux.de/cms/index.php?id=9929&no_cache=1&tx_ttnews[tt_news]=1942&cHash=2f5fe7cf0b

Zwei Mitarbeiter des Studienwerks (Moritz Blanke, Marcus Hawel) haben nun einen Reader mit unterschiedlich wertvollen Texten zur Linken Nahostdebatte zusammengestellt. Dieser Beitrag von mir ist auch dabei: Peter-Ullrich-Neuer-Antisemitismus-von-links (pdf, 173 KB)

Radiorezension von "Die Linke, Israel und Palästina"

René Lenz von Radio Blau hat mein Buch (Peter Ullrich: Die Linke, Israel und Palästina, Berlin 2008) rezensiert. Der Beitrag kann auf freie-radios.net angehört und heruntergeladen werden.

Verriss mit Witz

In der Zeitschrift Marx21, dem publizistischen Organ der Ehemaligen Linksruckis in der Partei Die Linke. ist eine "Besprechung" meines Buches "Die Linke, Israel und Palästina" erschienen.
Es handelt sich einerseits um eine ziemlich schludrige Sache, die mir vieles unterstellt, was kaum Substanz hat. Viele der Vorwürfe sind solche, die man mit Belieben an jeden Antideutschen richten könnte (bspw. der Vorwurf der Gleichsetzung von Antisemitismus und Antizionismus). Dass sie in meinem Buch keine Grundlage haben, hätte Lesen verhindern können. Dennoch ist der Verriss lesenswert, denn der Autor hat zumindest an zwei Stellen Humor bewiesen.
Denn es gehe im Buch darum, "warum die Solidarisierung mit den Palästinensern in Deutschland so viel komplizierter zu sein scheint" als anderswo. Zumindest das Problem hat er richtig erkannt. Uneinigkeit zwischen mir und dem Rezensenten besteht wohl in der Frage, ob das gut ist, dass man sich hier nicht "so einfach" mit den Palästinensern (mit allen!) solidarisiert.
Humor wird weiterhin im Schlussatz bewiesen: "Das Werk lässt sich unentgeltlich auf der Homepage der Rosa-Luxemburg-Stiftung herunterladen. Aber selbst die kostenlose Lektüre des Buches kann nicht empfohlen werden."
Nun, da kann ich guten Herzens Gegenteiliges empfehlen...

"Neuer Antisemitismus von links?" Beitrag nun online

Einleitung

Der »neue Antisemitismus« (Rabinovici u.a. 2004) unterscheide sich von seinen Vorläufern dadurch, dass er den Nahostkonflikt als Ursache oder Auslöser habe, jedoch trotzdem eine generalisierte Judenfeindschaft darstelle. Neben muslimischen FundamentalistInnen wurde auch die politische Linke zur Zielscheibe der Kritik.
Während der heutigen Linken nun wahrlich keine Anschläge gegen Jüdinnen und Juden oder deren Einrichtungen zur Last gelegt werden können, steht sie doch an der Spitze der zum Teil radikalen Israelkritik. Diese ist wieder zu einem der Themen geworden. Gerade die globalisierungskritischen und die Antikriegsbewegungen machten Palästina zum ›Top-Thema‹. Hier soll der Frage nachgegangen werden, inwiefern in dieser israelkritischen Grundsituation auch tatsächlich Platz für Antisemitismus, weltbildhaften Antizionismus und andere problematische Sichtweisen ist.
Konkret untersucht wird das Framing des Konflikts in der politischen Linken Großbritanniens und der Bundesrepublik Deutschland...

Peter-Ullrich-Neuer-Antisemitismus-von-links (pdf, 173 KB)

zitieren:

Ullrich, Peter 2008: Neuer Antisemitismus von links? Der Nahostkonflikt, Antizionismus, Antisemitismus und die Linke in Großbritannien und der BRD, in: Rehberg, Karl-Siegbert (Hrsg.) 2008: Die Natur der Gesellschaft. Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006, S. 5567-5577.

Palästinasolidarität und Antisemitismus

Auf Heise.de sorgt ein Interview mit mir zum Thema "Palästinasolidarität und Antisemitismus" für die x-te Auflage der alten Streitpunkte. >> mehr

Ein Interview, das nicht erscheinen durfte...

Neulich bat mich das "Friedensjournal" um ein Interview über das Verhältnis der Linken zum Nahostkonflikt. Erscheinen konnte es dann doch nicht. Die Redaktion freute sich zwar über meine Kritik an den Antideutschen, aber die Bezeichnung der Hamas als "extrem reaktionär" konnte sie nun wirklich nicht akzeptieren. Das war dem "Friedensjournal" wohl zu friedlich. Deswegen veröffentliche ich das Interview anderweitig, so bei der Trend Online-Zeitung und hier auf meinem Blog.

Interview zur deutschen Wahrnehmung des Nahostkonfliktes

Am 4.2. hab ich für die Sendung Politikum auf WDR 5 ein Interview zur Wahrnehmung des Nahostkonfliktes in Deutschland gegeben.
Nachören kann man das ganze hier (Sendung vom 4.2.09 anklicken).

DEM VOLKE NICHT ZUGEHÖRIG. Dossier über die Linke, die Juden und den Nahostkonflikt in der Wochenzeitung "jungle world"

Dem VOLKE NICHT ZUGEHÖRIG. Jüdinnen und Juden, der Zionismus und der israelisch-palästinensische Konflikt in der Geschichte der Linken.

von Peter Ullrich

Gibt es typische linke Sichtweisen auf das Juden­tum, den Zionismus und den Nahost-Konflikt, die als historisch-ideologisches Erbe dominant sind?
Es gibt in der Linken (mit Ausnahme von Angehörigen der Sozialdemokratie, insbesondere des rechten Flügels) eine weit zurückreichende Tradition, die durch eine besondere Ablehnung des jüdischen Nationalismus und die Unterschät­zung des Antisemitismus gekennzeichnet ist. Dieses problematische Verhältnis der Linken zum Judentum bildete die Basis für einen antizionistischen Bias, der unabhängig vom realen Nahost-Konflikt ist, durch diesen jedoch ver­stärkt wurde. Dieses Erbe fand seine stärkste Zuspitzung im antiimperialistischen Antizionimus (insbesondere im sowjetischen Machtbereich unter Stalin), der mehrfach auch in Antisemitismus mündete. Die Linke trägt noch heute schwer an diesem Erbe. mehr...

Der Artikel ist ein Auszug aus dem jüngst erschienenen Buch "Begrenzter Universalismus".

Begrenzter Universalismus. Sozialismus, Kommunismus, Arbeiter(innen)bewegung und ihr schwieriges Verhältnis zu Judentum und Nahostkonflikt

Ullrich, Peter 2007: Begrenzter Universalismus. Sozialismus, Kommunismus, Arbeiter(innen)bewegung und ihr schwieriges Verhältnis zu Judentum und Nahostkonflikt, Kleine Texte 26, Berlin: AphorismA, 978-3-86575-526-1, 5€.

Bestellungen und mehr Infos beim Verlag oder direkt beim Autor: ullrich ät uni-leipzig.de

Buchcover von Peter Ullrich (2008) : Begrenzter Universalimus. Sozialismus, Kommunismus, Arbeiter(innen)bewegung und ihr schwieriges Verhältnis zu Judentum und Nahostkonflikt

Aus dem Schlußkapitel

Ein moralisches Kernproblem ist der linke Universalismus,
bzw. das Aufgeben desselben. Die sozialdemokratische Abwendung vom marxistischen Klassenkampf-Universalismus hin zu nationaler Politik führte zu einer Offenheit gegenüber einem kolonialistisch begründetenen Prozionismus, der wiederum antiarabische Elemente enthielt.
Die kommunistische Abwendung von Klassenkampf-Universalismus
während seiner jeweiligen nationalen Implementierung führte
zu vorübergehendem manifestem Antisemitismus.
Doch auch damit ist das Problem noch nicht ausreichend geklärt.
Denn die Darstellung des blind spot Antisemitismus der marxistischen Arbeiter(innen)bewegung auch in ihren nicht antisemitischen Phasen zeigt, daß auch die spezifischen Füllung des Universalismusbegriffs zentral ist.
Der marxistische und klar internationalistische Sozialismus war zwar nicht antijüdisch, aber auch eben schon blind. Hier zeigt sich, daß sein um Klassenkampf zentriertes Weltbild nur vorgab, auch die Jüdinnen und Juden sowie ihre partikulare Verfolgung mit zu erfassen (...).
Auschwitz, aber auch der Stalinismus haben gezeigt, wie sehr diese Annahme fehl schlug.
Da dieses Erbe der sozialistisch-kommunistischen Geschichte auch heute noch seine deutlichen Spuren in Teilen der Linken hinterlassen hat, ist weiter zu fragen, welches Universalismus eine linke Politik bedarf, die Emanzipation für alle Menschen, den Kampf gegen Unterdrückung aller Gruppen zum Inhalt haben will.
Ein Klassenkampfuniversalismus ohne zumindest eine Anreicherung um einen ernstgemeinten Menschenrechtsbegriff hat die notwendigen Voraussetzungen offensichtlich nicht, vielmehr hat er sein Versagen auch bei jüdischem partikularen Leid unter Beweis gestellt.


Über den Autor

Peter Ullrich
geb. 1976, Soziologe und Kulturwissenschaftler; 2003-2007 Promotion in Berlin und Leipzig zum Thema „Die Linke, Israel und Palästina. Diskursive Gelegenheitsstrukturen und die linken Nahostdiskurse in Großbritannien und der Bundesrepublik Deutschland“

In der jungle world erschien ein Dossier mit Auszügen aus dem Buch, mehr...

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