Vortragsthemen

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Solidarität und Antisemitismus – Grauzonen im Nahostengagement

Immer wieder wird Friedens- und Menschenrechtsaktiven, die sich im Kontext des Nahostkonflikts engagieren, vorgehalten, ihre Kritik an der israelischen Besatzung sei antisemitisch. Spiegelbildlich dazu wird gegenüber einer militanten Israel-Solidaritätsbewegung, die sich in den letzten Jahren entwickelt hat, der Vorwurf eines antimuslimischen Rassismus geäußert. Was ist dran an diesen Vorwürfen? Wann kippt menschenrechtliches Engagement um? Welche Rolle spielt der spezifisch deutsche politische Kontext?

Gegen eine eindeutige „Verortung“ des Engagements (einer Person, einer Kampagne, eines Protestereignisses) als antisemitisch sperrt sich häufig das deutliche Auseinanderfallen von Intention, Expressivität und Rezeption. Im Vortrag wird aus einer wissenssoziologisch-diskurstheoretischen Perspektive ein Teil des Nahostengagements als Grauzone gefasst. Dadurch bestehen diskursive Anschlüsse an Rassismus und Antisemitismus. Die Beachtung einer Reihe von Kriterien kann für diese Anschlussmöglichkeiten sensibilisieren.

Überwachung, Prävention und Protest

Im Vortrag werden aktuelle überwachungskritische Proteste kurz dargestellt und das sie tragende Spektrum analysiert. Wo gibt es Konflikte, Widersprüche, Probleme? Welche unterschiedlichen Erfahrungen und Vorstellungen treffen aufeinander? Wer wird in der Protestbewegung vertreten und wer vergessen? Welche Ziele werden angestrebt und wie kann man sie erreichen? Diese und andere Fragen des Bandes werden, bebildert durch Protestplakate und -symbole, dargestellt. Auch soll es darum gehen, wie sich durch aktuelle neosoziale Regierungstechniken wie Aktivierung und Prävention die Bedingungen für Protest grundlegend wandeln. Dies wird am Beispiel von Videoüberwachung, Krankheitsprävention und anderen Subjektivierungstechniken und -diskursen erläutert.

Videoüberwachung von Demonstrationen

Seit mehreren Jahren verstärkt sich die Tendenz, dass politische Demonstrationen und Versamm­lungen wie Sportereignisse, Feste u.ä. durch die Polizei mithilfe von Videokameras optoelektronisch überwacht werden. Empirische Forschung zu diesem Phänomen gibt es praktisch nicht – weder aus Sicht der Polizeiforschung noch von Seiten der Protest- und Bewegungsforschung. Der Vortrag gibt einen Überblick über das Forschungsfeld und fragt nach theoretischen Perspektiven aus Sicht der Surveillance Studies. Inhalt:
  • Gegenstand und Geschichte
  • Rechtliches
  • Technische Aufrüstung
  • Reaktionen der Betroffenen
  • Panopticism and beyond: Theoretische Perspektiven

Antisemitismus, Philosemitismus und "deutsche Verantwortung". Die (Nach-)Wirkungen des Nationalsozialismus im medialen Nahostdiskurs

Die deutsche mediale Deutung des Nahostkonfliktes lässt sich nur verstehen, wenn die Auswirkungen von Nationalsozialismus und Shoah dafür in Rechnung gestellt werden. Vorrangig aus diesen geschichtlichen Nachwirkungen, die als diskursive Gelegenheitsstrukturen fungieren, resultieren unterschiedliche Motive, die den Blick nach Israel und Palästina "ablenken". Dazu gehören Postnationalismus und gekränktes Nationalgefühl, sekundärer Antisemitismus und Antizionismus, Philosemitismus und Islamophobie. Aus diesen unterschiedlichen Motivlagen resultieren höchst konträre Deutungsmuster des Konfliktes, die in der Medienlandschaft aufeinanderprallen.
Der Vortrag beleuchtet u.a., wie sich die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus projektiv in den Nahen Osten verlagert, oft ohne sich für die dort lebenden Menschen wirklich zu interessieren.

Prävention. Oder: Das Ende der Kritik

Prävention ist heutzutage allgegenwärtig. Gemäß der Volksweisheit „Vorbeugen ist besser als Heilen“ prägt sie die unterschiedlichsten Bereiche unserer Gesellschaft. Ob als Videoüberwachung zur Stärkung innerer Sicherheit, als innovative medizinisch Vorsorgeuntersuchung oder moderne Managementmethode wird sie als zukunftsträchtiges Prinzip gepriesen. Prävention wird dabei immer mehr eine Selbstverständlichkeit staatlichen, unternehmerischen und mehr und mehr auch individuellen Handelns. Prävention ist das in seinen Ansprüchen totale, alles mit einbeziehende Instrument der Subjektivierung von Herrschaft im Neoliberalismus. Anhand von einigen Beispielen aus dem Bereich Überwachung, Medizin und unternehmerische Menschenführung möchten wir aufzeigen, wie der unsägliche Präventivgeist unser Denken und Handeln bestimmt und fragen, welche Auswirkungen dies auf eine entscheidende Voraussetzung sozialer Bewegungen und politischen Protests hat: die Kritik.

Kritik mit Methode? Forschungsmethoden und Gesellschaftskritik - Möglichkeiten und Grenzen kritischer Wissenschaft

Der Vortrag - mit Präsentation des gleichnamigen Sammelbandes - beleuchtet das Verhältnis von sozialwissenschaftlichen Forschungsmethoden und Gesellschaftskritik.
Einige Methoden beanspruchen für sich per se "kritisch" zu sein. Andere haben möglicherweise ein besonderes gesellschaftskritisches Potenzial. Diese sollen vorgestellt und auf ihren Kritikbegriff hin befragt werden.
Doch kritisches Forschen erfordert weitere Überlegungen. Welchen Zwecken dient die Forschung? Wie gestaltet man das Verhältnis zu den "Beforschten" ohne es zu einem rein instrumentellen verkommen zu lassen? Welche anderen ethischen, datenschutzrechlichen und forschungsimmanenten Gütekriterien sind anzulegen?
Kritische Wissenschaft will Macht und Herrschaft, Gewalt und Unterdrückung, Unfreiheit und Ausschließung aufdecken und bietet dafür ihre eigenen Zugänge und Methoden an. Mit kritischer Forschung wird versucht zu zeigen, dass nicht alles so ist, wie es scheint und nicht alles so bleiben muss, wie es ist.

Neuer Antisemitismus von links? Antisemitismus, Antizionismus und die Linke

Der Vortrag gibt einen Überblick über das Verhältnis der Linken zum Judentum, Zionismus, Antisemitismus. Besonderes Augenmerk liegt dabei darauf, unter welchen Bedingungen es in der Linken zu genuin rechten (also bspw. antisemitischen) Deutungsmustern kommen kann. Dabei wird argumentiert, dass "diskursive Gelegenheitsstrukturen", also bspw. von Land zu Land verschiedene, kulturelle und diskursive Rahmenbedingungen, differierende Chancen für die Artikulation antisemitischer Deutungsmuster bieten.

Die Linke und der Nahostkonflikt. Extreme Identfikationen und Probleme eines linken Universalimus

AktivistInnen marschieren mit USA- und Israelfahnen oder treffen sich mit der Hamas, um politische Kooperation auszuloten - das ist das Handlungspektrum deutscher Linker zu Beginn des 21. Jahrhunderts, wenn es um Israel oder Palästina geht. Nicht selten führt die Konfrontation der beiden Lager zu physischer oder psychischer Gewalt. Was bei beiden Extrempositionen meist auf der Strecke bleibt, ist ein kühler Kopf und eine wahrhaft universalistische Positionierung der Linken, die kein Unrecht als kleineres Übel akzeptiert.
Im Vortrag soll den Ursachen dieser Identifikationen nachgegangen werden. Dabei werden beispielhaft die Auseinandersetzungen über den Nahostkonflikt in der deutschen und der britischen Linken analysiert, wobei deutlich wird, welch große Rolle die jeweilige nationale Prägung spielt.

Die Konstruktion gefährlicher Orte. Räumliche Strategien von Überwachung und Kontrolle im Neoliberalismus

Eine Tendenz im derzeitigen gesellschaftlichen Wandel zu immer mehr Überwachung und immer weniger Grundrechten ist die Verräumlichung der Kriminalpolitik. Alle Polizeigesetze der Länder definieren so genannte „gefährliche Orte“. Dort gilt normales Recht nicht mehr, alle Anwesenden unterliegen dem Generalverdacht, können kontrolliert und überwacht werden. Doch nur manchmal sind diese Orte im landläufigen Sinne wirklich gefährlich. Vielmehr stellt diese Konstruktion der Polizei einen Vorwand bereit, ihre Kompetenzen zu erweitern. „Gefährliche Orte“ oder „Kriminalitätsschwerpunkte“ sind ein Mittel zur Gängelung und Vertreibung missliebiger Gruppen (Punks, Arme, MigrantInnen). Sie stehen symptomatisch für eine Politik, die glitzernde Konsumzonen für diejenigen ausweist, die es sich leisten können und die dafür die sozialen „Problemfälle“ aus den Innenstädten verweist, während – ganz im Geist des Neoliberalismus - der Versuch der Lösung sozialer Konflikte und Problemlagen längst aufgegeben wurde.

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