Zu dem Gipfel von Johannesburg, dessen Ergebnisse hier bewertet werden sollen, gibt es aus Sicht der sogenannten globalisierungskritischen Bewegung nichts Gutes zu sagen.
Bewusst beurteile ich aber die Einschätzung der gesamten Bewegung, nicht nur von Attac, als deren Vertreter ich hier bin. Das hat zwei Gründe.
Der wichtigste ist, dass Attac ein relativ buntes Gemisch an Ansichten, Ideologien, Strategien, inhaltlichen Schwerpunkten repräsentiert, welches auch fast ein Abbild des Meinungsspektrums der gesamten Bewegung ist. Eine Beschränkung auf Attac wäre nur eine künstliche Einengung.
Der zweite und wichtigere Grund ist, dass es zumindest in Deutschland die Tendenz zu geben scheint, in dieser neuen Bewegung nur zwei Gruppen wahrzunehmen: einerseits Attac und andererseits die sogenannten gewaltbereiten Randalierer. Kaum zu öffentlicher Wahrnehmbarkeit in diesem Kontext gebracht haben es z.B. anarchistische Gewerkschaften, kleine Anti-Atom-Basisgruppen oder alte KPs. Dies ist der Funktionsweise der modernen Medien geschuldet, ist aber falsch und entwirft ein schiefes Bild von der Bewegung. Trotz der großen Überschneidungen ist Attac kein Stellvertreter für alle anderen und auch nicht die einzige große und wichtige Kraft. Aber Attac wurde zu einem kleinen Medienliebling. Attac ist schick. Das erkennt man ja auch an der Einladung von Attacies zum Soziologiekongress...
Peter-Ullrich-Gipfel-der-Heuchelei (pdf, 107 KB)
zitiere:
Ullrich, Peter 2003: Gipfel der Heuchelei. Die „Globalisierungskritiker“ und der Weltgipfel von Johannesburg, in: Allmendinger, Jutta (Hrsg.): Entstaatlichung und soziale Sicherheit. Verhandlungen des 31. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Leipzig 2002. 2 Bände + CD-ROM. Opladen: Leske + Budrich.